Sonntag, 1. April 2007

Armin Brack: ein ungewöhnlicher Maler

Hermann Hesse hat seine berühmte Erzählung "Klingsors letzter Sommer" bekanntlich mit seinen eigenen, kraftvollen Aquarellen selbst illustriert.

Dieses Thema aufzugreifen, erfordert Mut. Armin Brack hat ihn, gibt aber - etwas kokett, wie es seine Art ist - zu, "dass man an diesem Anspruch sowieso nur scheitern kann" (Brack). Ähnlich wie an der "Todesfuge", seinem vielleicht beklemmendsten Bild, hat Armin Brack an Klingsors letzten Sommer fast vier Jahre gearbeitet - Skizzen, Studien, hunderte Versuche, die nur scheinbar leicht zu handhabende Pastellkreide im Leitmotiv richtig einzusetzen. Das gleichsam symphonische Hauptthema des Bildes ist der sterbende, kahle, wahrscheinlich schon abgestorbene Baum (Bildausschnitt links). Hesses Sommer ist zu einem erschreckenden Herbstmotiv erstarrt, das an die Gedichte Georg Trakls, farblich indes an die berühmten "blauen Astern" des Herbstes erinnert. Der sterbende Baum ist aber auch eine Hand: deutlich sind der Daumen und die vier Finger auszumachen. Es ist die Hand eines Toten; des Künstlers, der nun keine Farbe mehr findet. Wie zum Hohn, vielleicht aber auch wie ein versöhnliches Finale, leuchtet dahinter das kraftvolle Gelb, wie eingezwängt in das Grau des Erfrierens.

Brack schöpft viele seine Themen aus der Musik oder der Literatur. Eine Landschaft ist bei ihm "Inzest", weil diese Landschaft ihn zufällig an einen Film erinnert, den heute kaum noch wer kennt: "Wälsungenblut". Und warum nennt er eines seiner rätselhaftesten Bilder, nur vordergründig farbenfroh, "Light in August"? Der amerikanische Nobelpreisträger Bill Faulkner hat in seinem Roman "Light in August" gleichsam unter der Oberfläche der Rahmenhandlung, der Erzählung, dieses seltsame Licht eingefangen, das im August in den amerikanischen Südstaaten fast unmerklich erste Herbsttage anklingen lässt.



Armin Brack ist wie besessen davon, mit seiner Malerei "jene Skulpturen zu vertonen, die als Gedichte oder Erzählungen erscheinen", wie er es formuliert. Brack: "Paul Celan ist eine Herausforderung, der ich mich stellen musste. Das war fast zwanghaft, nennen Sie es meinetwegen neurotisch." Die hermetische, schwer zugängliche Lyrik Paul Celans hat Armin Brack jahrelang studiert, um Bilder malen zu können, "die der Celan, hätte er sich nicht tragischerweise in die Seine gestürzt, akzeptieren könnte." (Brack).

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