Was tut sich in der Bloggeria? Welche interessanten neuen Leute bloggen, welche haben - und warum - das Handtuch geworfen?
In unregelmäßigen Abständen analysiert das
happywinner-blog unter der Federführung von Michi Wilcke Blogs & Blogprojekte. Natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit, ohne überhebliches Beobachtergetue, wie es sonst oft vorkommt, und ohne Richterspruch: subjektiv, wie es in Blogs erlaubt ist, eine Meinung, kein Urteil. Lohnt sich wirklich immer, kurz reinzuschauen ...

bluhmberg - 28. Okt, 16:28
Generali Österreich-Chef Karl Stoss stellte mit dem US-Fonds Cerberus Capital und der Wüstenrot-Bausparkasse ein starkes Bieterkonsortium auf die Beine.
Wilde Spekulationsgeschäfte brachten die Bawag an den Rand der Pleite, nun legt ein noch härterer Spezialist, die US - Superheuschrecke Cerberus, sprich: der US-Hedgefonds Cerberus gemeinsam mit der Generali-Versicherung und Wüstenrot für die Gewerkschaftsbank ein finanziell und strategisch attraktives Angebot vor. Das Bawag-Debakel könnte damit für den ÖGB und den Steuerzahler, der mit 900 Mio. Euro für die Bank haftet, ein glimpfliches Ende nehmen. Für die anderen Bawag-Interessenten - Bayerische Landesbank, Raiffeisen Zentralbank und weitere Finanzinvestoren - liegt im laufenden Verkaufsprozess die Latte damit ziemlich hoch.
Das Angebot für die Bawag ist umso überraschender, als Finanzinvestoren wie Cerberus gekaufte Objekte in der Regel filetieren. Cerberus und seine Partner wollen hingegen eine "Nichtfiletierungsverpflichtung" anbieten.
Die "Aasgeier" bzw. "Geierfonds" wie Apollo oder Cerberus steigen sowohl über Schulden als auch über Anteilskäufe in Unternehmen ein. Hedge Fonds mutieren zumindest in den USA bei Firmenauktionen zu Konkurrenten von Private-Equity-Häusern. Einige Private-Equity-Häuser reagieren auf die neue Konkurrenz, indem sie selbst Hedge Fonds im ursprünglichen Sinn auflegen, wie etwa bei Blackstone geschehen oder von Carlyle geplant.
Diese Investoren heißen »Vulture Fonds« (Geierfonds), weil sie wie Leichenfledderer in fast oder vollständig insolvente Firmen einsteigen und aus den Überresten Geld machen wollen. Ihr Geschäft entstand in den USA und in Großbritannien. Viele der heute aktiven Fonds wurden Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger gegründet. In Deutschland sind sie erst seit rund zwei Jahren aktiv. Geierfonds sind weniger am operativen Geschäft interessiert als Private-Equity-Häuser. Ihr Renditeziel liegt bei mindestens zehn Prozent im Jahr.
Wüstenrot setzt schon bisher Bausparverträge über die Bawag/
PSK ab, die heimische Generali-Versicherung sucht seit langem einen großen Bankpartner. Wenn die Gruppe zum Zug kommt, würde Generali die Allianz-Versicherung aus der Bawag verdrängen. Sowohl Generali als auch Wüstenrot wollen langfristig mit der Bank kooperieren und zusätzlich die Post als Aktionär mit ins Boot holen. Sollte der ÖGB das nötige Geld aufbringen, könnte er sich ebenfalls an der Bawag beteiligen.
Die Gruppe um Cerberus will sich verpflichten, die Bank mindestens fünf Jahre zu behalten. Danach könnte der Finanzinvestor über einen Börsegang aussteigen.
Dass sich Cerberus nicht nur sehr intensiv um die Bawag bemüht, sondern ebenso intensiv um Teile des zusammengebrochenen amerikanischen Bawag-Partners Refco mitgepokert hat, lässt die Fantasie von Beobachtern des Refco/Bawag-Skandals natürlich blühen. Cerberus war (und ist) einer der großen Spieler im sogenannten PIPE-Segment der New Yorker Börse. Dort waren eine Zeit lang auch die Gewerkschaftsbank Bawag und die österreichische Schlaff-Gruppe dick im Geschäft.
Der Milliardär Martin Schlaff gilt als eine der schillerndsten Figuren unter den Brutalos der österreichischen Dealmaker - Szene, er war u.a. in den Casinoskandal Jericho verwickelt und hat vor kurzem riesige Geldbeträge von der BAWAG abgezogen, was uns bedauerlicherweise durch Zufall bekannt ist. Wir halten fest, dass wir in Sachen Schlaff einen Medienbericht wiedergeben, der uns in Printversion vorliegt, und überdies halten wir fest: Es gilt selbstverständlich wie für Martin Begsteiger, Helmut Elsner, Josef Taus und viele andere Herren die Unschuldsvermutung.
bluhmberg - 28. Okt, 01:12